
Es scheint mir wie gestern, dass ich eine Lang:Telefoniererin gewesen bin. Mit Schulfreundinnen, mit dem Freund. Ohne Anlass, selten zum Abstimmen von irgendwas. In der Jugendzeit ist das Telefon ein heißbegehrter Zugang zur Welt. Während des Studiums ziehen sich 20 Meter verwickelte Telefonkabel durch die Wohnungen. Der Übergang zu ISDN entwickelt sich zur Geheimwissenschaft und die Telekom ist plötzlich ein Rad:Renn:Sponor. Heute klingelt das Telefon nur noch selten, es ist ein Alte:Leute:Apparat geworden. Dafür brummt und vibriert das Handy 24 Stunden lang. Telefonieren ist zu einer Art Dauer:Zustand geworden. Vom Zankapfel und Luxusobjekt hat es sich gewandelt zu einer Direktleitung mit sämlichen eingegebenen Kontakten. In jedem Augen:Blick können sämtliche mit mir verkontakteten Leben, gleichgültig welche Bedeutung sie haben, in mein Leben hineinklingeln. Sobald das Display sichtbar ist und die kleinen Zahlen an den Messanger:Diensten hängen, ist der Ein:Bruch in meine Sphäre bereits geschehen. Sie rufen mir zu: „Wichtig! Lesen! Ich warte!“ Als würde ich bei der Serie Star:Trek/Enterprise auf die technologische Spezies „die Borg“ treffen, die einen begrüßen mit: „Widerstand ist zwecklos! Sie werden assimiliert!“