
Warten ist existentiell, alltäglich und hoch emotional. Je häufiger ich Erfahrungen mit Unzuverlässigkeit/Mißerfolgen mache, desto weniger vertraue ich darauf, dass sich eine Situation zum Positiven für mich wendet. Je mehr Versprechungen gebrochen wurden/werden, je mehr Enttäuschungen ich erleb(t)e, desto schlechter kann ich warten. Und entwickle die Erwartung/die Angst, nie mehr aus der Situation herauszukommen. Warten bedeutet eine Unterbrechung im Erleben von Zeit und dem Zeitfluss. Ungeduld entsteht. Vertieft durch die Haltung „Zeit ist Geld“. Wartezeit ist vergeudete Zeit. Ich spüre, wie sehr die Fähigkeit (ruhig) zu warten, mit Vertrauen zu tun hat.
warten… auf den Bus
warten… auf Besserung
warten… auf den Urlaub
warten auf das Grün der Ampel
warten… auf das Essen
warten…auf eine Antwort
warten…auf den download
warten… auf Sonnenschein
warten…auf eine Diagnose
warten… auf ein gutes Wort
warten…auf die Bestellung
warten…auf den Sommer
warten…auf den Kellner
warten… an der Kinokasse
In Afrika sagen die Menschen gerne: ihr Europäer habt die Uhr, wir haben die Zeit! Müßte ich mich heute entscheiden, nähme ich „die Zeit“, auch wenn ich manchmal vor Ungeduld platzen könnte. Nehme mir vor, das Warten mehr anzunehmen, um die dem Warten innewohnende Zeit nicht zu verplempern.Das gute Tun verträgt keine Eile.
Foto: Höhlenmalerei Lascaux, gemalt vor ca. 38.000 Jahren