Reha:Schnack – rauchende Colts

SIE: “ Die haben mich in die Nichtraucher:Gruppe gesteckt. Nicht mit mir, Leute! Ich entscheide selbst, wann es im Kopf Klick macht. Das hier aktiviert nur meinen Trotz. Die Anderen aus der Raucher:Ecke sind genau meiner Meinung. Wir machen da nicht mit! Wir sind Erwachsene!“

ICH: “ Habt ihr gut gemacht. Trotz vor Chance. Wie heißt denn euer rauchender Kindergarten? Ich schlage vor: RAUCHENDE COLTS MEETS TROTZKOPF!“

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Reha:Schnack – fkk

fkk = freie keller kunst

Während ich mal wieder mit eiskaltem Wasser übergossen werde, ist die „Bade:Frau“ wie immer gnadenlos und mir wohlgesonnen zugleich. Sie macht einen großartigen Job hier unten, Bäder, Anwendungen, Bestrahlungen usw.

In mir ist der Gedanke, dass das Herz der Klinik im Keller schlägt.

Kreiere eine kleine Collage.

Sollte mal eineR von Euch im Keller einer Klinik an der Nordsee einen Aufenthalt haben, findet man mein „Werk“ prominent plaziert zwischen Fahrstuhl und Bäderabteilung.

Reha:Schnack – carnevalesker Notstand

Stell‘ dir vor, es ist Karneval/Weiberfasnacht und du bist nicht dabei!

Traurigkeit wabbert durch die Gänge, die Karnevals-Community trägt Trauer:Flor.

Leise dringt aus dem Zimmer meiner Nachbarin „mir losse de Dom in Kölle“.

Das reißt selbst mir am Herzen.

Wie zurückgelassene Robben:Babys rufen die Jecken nach ihrer Mutter Karneval.

Zum Glück dürfen sie nicht die Räume schmücken und die Nächte durchtanzen. Reha bleibt Reha, wie es nicht singt und lacht. Mir ist grad friesisch herb lieber als jeck. ALAAF!

Reha:Schnack – Haushaltstag

Haushaltsführung in der Klinik ist mit langen Wegen verbunden.

Wäsche in eine Reise:Tasche stopfen. Waschpulver besorgen. Im Keller die Waschmaschinen suchen. Alle belegt! Nach einer Stunde wieder in den Keller. Na, an die Jetons für den Münzautomaten gedacht? Schwups, nicht auf das grüne Startlicht geachtet, Jeton klackert in die Untiefen. Zurück zur Rezeption. Na, echtes Geld dabei, um einen neuen Jeton zu kaufen? Zimmer! Tresor! Bargeld! Rezeption! Keller!

Endlich ist alles wohl getan. Eine Stunde arbeitet nun eine Maschine für mich. Pünktlich zurück sein, denn heute wollen viele waschen. Umschichten auf den Trockner in einer kleinen, ungeeigneten Tasche. Flusensieb wurde leider vor vorherigen Trockenvorgang nicht gereinigt. Endlich, der Trockner arbeitet. 30 Minuten Zeit, um mal ums Haus zu walken. Trockner entleeren. Zu meiner Station Etage 5 gehen.

Wo ist noch mal der Bügelraum für PatientINNEN? Hier hängt tropfnasse Wäsche an den quergespannten Wäsche:Leinen. Das destillierte Wasser besteht aus sieben Tropfen. Jemanden vom Reinigungstrupp aufstöbern. Bügeleisen mit Zeitschaltautomatik und Kindersicherung. Hä? Ins Zimmer, um Kleiderbügel zu holen. Ups, zurück, Schlüssel vergessen. Trockne die Flächen im Bügelzimmer. Spüre Langeweile. Schlüssel! Zimmer! Radio!

Endlich, ich bügele. Und falte. Bei melodischem Death Metal. FERTIG. Mehrmals trage ich alles peu a peu in mein Zimmer zurück, entsichere das Bügeleisen, denke an mein Radio.

Ehrlich, um eine Handvoll Wäsche duftig gebügelt wieder in meinen Schrank zurück zu kriegen, brauchte ich einen ganzen halben Tag. Und gefühlte drei Kilometer Laufstrecke.

So ein Reha:Haushaltstag kann massiv verlangsamen und entschleunigen.

Reha:Schnack – trübe Tage

Wäre eine Reha keine Reha, hieße sie Urlaub. Insofern gibt es auch die düsteren Stunden, die kein blauer Himmel, keine gute Luft vertreiben kann.

Die Flure ziehen sich schier endlos. Die Menschen wirken fremd. Die Anwendungen schmerzen.

Wenn alle bislang erfolgreichen Massnahmen erfolglos scheinen. Wenn der gesamte Aufenthalt als Irrtum erscheint. Wenn die Tage und Nächte nur durchzustehen statt zu leben sind.

Dann schweigt auch der beste Reha:Schnack.

Bis morgen!

Reha:Schnack – blau gemacht

Blauer Himmel, Wind:Stille, ein perfekter Nordseetag. Ich schwänze die nachmittägliche Anwendung zu Gunsten einer persönlichen Seelen:Zeit.

Runter zum Strand! Rein ins Cafe! Über die See:Promenade promeniert!

Verordne mir meine Medizin heute selber: Pott Kaffee, Stück Torte, ein neues Kleid und ein bunter Strauß Tulpen.

Das hat so gut getan!

Reha:Schnack – Linus van Pelt

Bin wahrscheinlich eine direkte Nachfahrin des Linus van Pelt.

Schal am Strand.

Ein hektisch-achtlos gekaufter Schal kurz vor der Reha erweist sich als meine Reha:Super:Decke für alles.

Dieser Schal ist meine Wunder:Waffe. Sein leuchtendes Orange ist kleidsam. In den Dünen würde mich jedes Rettungsteam finden können. Bei der Essens:Ausgabe höre ich den Satz: „Das vegetarische Essen ist für die Dame mit dem orangenen Schal.“ Selbst den stürmischen Strand:Tagen trotzt der Schal, viermal um den Hals gewickelt, ausgezeichnet.

Mit den Worten des legendären Linus van Pelt gesprochen: „Von allen Schals der Welt ist meiner der Schalste!“

Reha: Schnack – italienisches EKG

Livio, der stolze Römer aus Oberhausen hat gestern ein Langzeit-EKG angelegt bekommen. Nach drei Stunden reisst er sich die Manchette vom Oberarm.

Heute sitzen wir beide gemütlich in der Wartezone der Physiotherapie, als er unvermittelt den Oberkörper blank zieht und empört berichtet: “ Oh, ich habe das EKG überhaupt nicht vertragen. Überall habe ich dicke Pusteln bekommen!!!!“

Wohlwollend betrachte ich seinen makellosen Oberarm.

ICH: „Wo sind die Pusteln denn?“

ER: „Na, da überall!!!!!!!“

Als er wie unter Schmerzen stöhnend mit seinem Finger auf ein stecknadelgrosses Pünktchen zeigt, ist es mit meiner Haltung vorbei.

Mit meiner besten fürsorglichen Stimme rufe ich laut: „Sanitäter! Schnell einen Sanitäter zur Wartezone Physiotherapie!“

ER: „Ist nicht nötig, ich gehe sowie gleich zum Arzt!!!!!!“

Meine Ironie bleibt unerkannt…

Reha:Schnack – Hechtsuppe

Die Reinigungs:Kräfte lassen in meinem Flur immer ein Fenster auf Kipp.

Ich atme jedes Mal genießerisch die kühle, klare Luft ein.

Heute morgen höre ich eine Patientin lautstark schimpfen: „Verdammt, hier zieht es immer wie Hecht:Suppe!“

Wie wenig ein realer Sachverhalt von Bedeutung ist und wie absolut das eigene Empfinden sich auswirkt…

Ein Reha:Durchblick gratis!

Und nun weiß ich auch mal, dass dieser Ausdruck aus dem hebräischen kommt, hech supha, übersetzt wird mit „Sturmwind“ und im Sprachgebrauch abgeschliffen wurde.

Reha:Schnack – Gelächter der Regionen

Auch wenn ich kein Fan von regionalen Vorurteilen bin, hier im Reha:Sammelbecken erkennt man manchen Regional:Typus mit Leichtigkeit.

Die RheinländerInnen müssen sich regelrecht körperlich über Witze entladen. Die schwäbische Gruppe ereilen Angstschübe bei jedem Extra, wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt? Die SaarländerINNEN glucken zusammen auf der Suche nach gemeinsamen Verwandten. Die RuhrpöttlerINNEN lassen lautstark das vegetarische Büffet ausfallen und ziehen los, um in der Stadt ein Currywurst:Büdchen zu entern.

Interessanterweise haben die meisten hier mehrere Regional:Heimaten. Herkunft und Elternhaus, Kindheit und Jugend. Berufliche Stationen, Verheiratungen, Familienzeiten, Trennungen und Neuanfänge. Ungebrochen ist hier niemand. Vielleicht glitzert deshalb ein archetypisches Regional:Gelächter durch alle Flure?