Jahrestag für den Hund

Ein Jahr ist es nun her. Der Tag, der unser Leben nachhaltig verschlechterte. Kein gutes Jahr. Nach einem Überfall durch einen nicht gesicherten Problemhund wurden mein Mann und ich verletzt. Und sind immer noch nicht davon gesundet. Im Gegenteil. Und unseren wunderbaren, alten Hund haben wir in diesem Unbill auch verloren.

Manche Lebens:Jahre könnte man wahrhaftig in den Wind schreiben.

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trauer:gewöhnung

beim täglichen blick auf die weite des meeres fehlt mir mein hund. in jedem tier sehe ich sie. im entspannten retriever, der im weg liegt und döst. in der art, wie die see:hunde ins wasser springen. an der art, wie die schafe auf der deich:krone unermüdlich fressen. in der art, wie die kühe sich niederlegen. gestern habe ich das endlich verstanden. es ist keine übersteigerte verlust:reaktion. das, was ich in all diesen verschiedenen tieren „wieder“:erkenne, ist das universelle, das, was alle lebe:wesen verbindet und das, was ich in meiner liebe zu meinem hund (er-)lebte.

zum ersten mal, seit dem tod meines hundes im april, kann ich den verlust etwas besser ertragen.

dinge:stille

Heute wäre hier Stille und Rückzug angesagt. In Wirklichkeit sind wir beschäftigt und unterwegs: Ärzte, Apotheke, Versicherung, AnwaltIN suchen, Vorbesprechung OP, Vorbereitung REHA, … all´das mit „drei“ Armen und vielen Tränen. Danke an all´die besonderen Menschen, die Anteil nehmen und gute Worte zu verschenken haben. Ein Extra-Dankeschön an Helga für das köstliche Fingerfood.

von Hunden und ihren Leuten

Ein bäriges Zauberknäuel im Alter von 10 Wochen lag vor ca. 14 Jahren auf meinem Schoss. Und damit die Liebe. Jahrein, jahraus sind wir durch dick und dünn gegangen und haben manchen Ärger bewerkstelligt.

Vor ca. drei Jahren werden das inzwischen groß und alt gewordene Zauberknäuel und ich von drei freilaufenden deutschen Doggen überwältigt. In diesem Durcheinander gehe ich schnell verletzt zu Boden. Als ich das Zauberknäuel aufheulen höre, brülle ich vom Boden aus so energisch, dass einer der großen Hunde innehält. Um die Bühne frei zu machen für die Besitzerin und ihren Satz: „Die tun normalerweise nichts.“ Tja, unter einem schwarzen Hund liegend, während die zwei anderen des Rudels mein Zauberkäuel in die Mangel nehmen, – ich dachte, dass wir beide nicht heil aus der Situation herauskommen werden.

Das hat mich traumatisiert. Um dem Zauberknäuel Sicherheit zu geben, strenge ich mich fürchterlich an, lache und animiere zu Abenteuern und neuen Hunde-Freundschaften.

Das geht gut, bis gestern. Eine unserer Hunderunden-Stammstrecken, alles normal und vertraut. Völlig unerwartet springt ein nicht gesicherter belgischer Schäferhund aus einem Kastenwagen und ist in Sekundenschnelle an der Kehle vom Zauberknäuel. Und das Entsetzliche für mich ist: ich kann nur schreiend querfeldein laufen. Ich kann sie nicht verteidigen.

Zu meinem Glück sind andere dabei. Mein Mann fällt in dem Gefecht hin und bricht sich Elle und Speiche. Ich werde von einer Spaziergängerin „eingefangen“ und zurückgebracht.

So sind wir drei nun zuhause, Zauberknäuel ist unbeschadet, bloß verwirrt vom Durcheinander der vertrauten Abläufe. Ich kann nur weinen und der Ehemann hat einen dicken Gips um den Arm und muss operiert werden. Was nun? Ich konnte nicht für meine Liebsten da sein, … weil das erste Trauma direkt unter der Haut lag und mich quer durch einen Wald davon trieb.

Wie kann ich weiter auf schöne Hunderunden gehen? Wie kann ich meinen Liebsten Schutz gewährleisten? Heute habe ich darauf keine Antwort. Und noch viel weniger habe ich eine Antwort auf die Fahrlässigkeit von Anderen.