Pandemie: Bevorratung

Wieviel Vor:Rat benötige ich, um mich in Sicherheit zu wiegen?

Eine Dose pürierte Tomaten oder 10 Dosen? Was könnte lebensnotwendig werden und was sind persönliche Vor:Lieben? Mich haben die kurzzeitig leeren Regale bei den Haferflocken kalt erwischt. Sehe mein geliebtes Müsli in Gefahr. Nicht mich, nur das Ritual.

Zwischen Vernunft, Verunsicherung und Übertreibung schwanke ich durch die Corona:Tage. Unseren sogenannten Vor:Rat habe ich im Keller in einem Regal „ausgestellt“. Gehe ich am Museum der Dosen und Flocken vorbei, erfüllt mich das mit einem optisch ausgelösten Sicherheitsgefühl. Zwei bis drei Wochen können wir gut leben.

Gehöre zu der Generation der Kriegs:Enkelinnen. Großgezogen von einer Mutter, die während und nach des 2. Welt:Krieges hungerte. Bis zu ihrem Tod „bunkerte“ sie in ihren Taschen Lebensmittel, Schokoriegel, Bonbons und Beruhigungs:Tabletten. Das kann ich mir irgendwann abgewöhnen und mit meinem Haushalts:ZEN lerne ich frei und ohne Vorrat zu hauswirtschaften. Nun ist da eine Pandemie. Und die Vor:Rats:Karten sind neu gemischt.

Mir ist wichtig, Müsli, Milchcafe und Salat zur Verfügung zu haben. Der Rest wird aus Vertrauen und Gemeinschaft zusammengekocht. Möge niemand aufgrund der Pandemie an Hunger leiden.

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Haushalts:ZEN – Relikte

Dickbäuchige Bücher:Schinken über meine Herkunftsheimat ruhen im Bücherregal. Laienhaft geschrieben, schlecht bebildert und von mäßigem Interesse. „Gehöfte im Wandel der Zeiten“ und „Mittelalterliche Strukturen am Rhein“. Bisher habe ich diese Bücher hin+her geräumt, ohne das sie einen guten, stabilen Platz zugewiesen bekommen hätten.

Sie sind mehr Relikte als lebendige Erzählkunst. Dieses schöne Wort stammt aus dem lateinischen relictum im Sinne von: zurückgelegt, abgelegt, zurückgelassen.

Wieviele Relikte brauche ich, um mich mit der Herkunftsheimat verbunden zu fühlen, mit der Herkunftsfamilie? Und wann wird aus einem Relikt eine Reliquie? Reliquiae, aus dem lateinischen stammend bedeutet ebenfalls Zurückgelassenes, Überbleibsel. Genutzt wird dieses Wort im Zusammenhang von religiöser Verehrung. Auf dem Grad zwischen diesen besonderen Worten lagern meine Heimatkunde:Bücher.

Was will ich damit tun? Anbeten? Weggeben? Meine Sehnsucht nach einer frischen Lebendigkeit im alltäglichen Leben ist größer als kultische Verehrung einer untergegangenen Vergangenheit, die nur noch in meinen Erinnerungen weiterlebt. Ich gebe sie weg und weiter. Und gehe selber ebenfalls weiter, beseelt von/mit einem großen Strauß vitaler Erinnerungen, für die ich keine Bücher brauche.

Haushalts:ZEN – Blusen

Wieso ist mein Schrank gefüllt mit „Gelegenheits:Blusen“? Für fein, für bunt, für flipppig, für farbig, für den Garten, für Weihnachten, für Sommer,…

Möchte gerne weniger Blusen besitzen. Doch jede ruft mir lautstark zu: „Bloß nicht mich, wer weiß, wann die Gelegenheit kommt, da wirst du mich schmerzlich vermissen!“

Blusen schreien lauter als Jacken oder Hosen. Sie sind der Hingucker und spielen sich in ihrer Bedeutung mächtig auf. Sie machen mich zur Närrin vor dem eigenen Kleiderschrank. Ich verhandele, ich lege zur Seite, ich drehe sie meiner Schwester an. Nichts führt mich zu dem Gefühl von aufgeräumten Behagen. Um was geht es hier? Was ist hinter dem Vorder:Gründigen für mich zu hören?

Bluse: „Wenn Du zu einem … dann….nicht vorbereitet….nichts zum Anziehen…“

Ich: „Da ist ein System zu erkennen. Die Lautesten von Euch sind die Blusen für ganz spezielle Anlässe. Es ist nie die casual-alltägliche Bluse!“

Bluse: „Blitzmerkerin! Und wenn Du uns weggibst, hast Du WIRKLICH nicht das Passende. Paß´bloß auf!“

Ich: “ Ich lasse mir von euch keine Angst machen. Die Angst verhindert, dass ich in der Lage bin zu spüren, welche Bluse ich mag und welche nur aus dem Gefühl eines immer währenden Vorbereitetseins oder längst vergangener Anlässe im Schrank hängt.“

Bluse: „Du wirst du wohl nicht,… nein!!!!“

Mit dem Risiko, Unpassendes anzuziehen kann ich gut leben. Mit dem überfüllten, lauten Blusenschrank nicht. Ich möchte die Kleiderbügel klappern hören. Raus mit allen ungeliebten Gelegenheitsblusen. Her mit dem Risiko!

Reha:Schnack – Haushaltstag

Haushaltsführung in der Klinik ist mit langen Wegen verbunden.

Wäsche in eine Reise:Tasche stopfen. Waschpulver besorgen. Im Keller die Waschmaschinen suchen. Alle belegt! Nach einer Stunde wieder in den Keller. Na, an die Jetons für den Münzautomaten gedacht? Schwups, nicht auf das grüne Startlicht geachtet, Jeton klackert in die Untiefen. Zurück zur Rezeption. Na, echtes Geld dabei, um einen neuen Jeton zu kaufen? Zimmer! Tresor! Bargeld! Rezeption! Keller!

Endlich ist alles wohl getan. Eine Stunde arbeitet nun eine Maschine für mich. Pünktlich zurück sein, denn heute wollen viele waschen. Umschichten auf den Trockner in einer kleinen, ungeeigneten Tasche. Flusensieb wurde leider vor vorherigen Trockenvorgang nicht gereinigt. Endlich, der Trockner arbeitet. 30 Minuten Zeit, um mal ums Haus zu walken. Trockner entleeren. Zu meiner Station Etage 5 gehen.

Wo ist noch mal der Bügelraum für PatientINNEN? Hier hängt tropfnasse Wäsche an den quergespannten Wäsche:Leinen. Das destillierte Wasser besteht aus sieben Tropfen. Jemanden vom Reinigungstrupp aufstöbern. Bügeleisen mit Zeitschaltautomatik und Kindersicherung. Hä? Ins Zimmer, um Kleiderbügel zu holen. Ups, zurück, Schlüssel vergessen. Trockne die Flächen im Bügelzimmer. Spüre Langeweile. Schlüssel! Zimmer! Radio!

Endlich, ich bügele. Und falte. Bei melodischem Death Metal. FERTIG. Mehrmals trage ich alles peu a peu in mein Zimmer zurück, entsichere das Bügeleisen, denke an mein Radio.

Ehrlich, um eine Handvoll Wäsche duftig gebügelt wieder in meinen Schrank zurück zu kriegen, brauchte ich einen ganzen halben Tag. Und gefühlte drei Kilometer Laufstrecke.

So ein Reha:Haushaltstag kann massiv verlangsamen und entschleunigen.

Haushalts:ZEN 32 – Bücher:Berge

Bücher:Berg

Seit der Schulzeit, über Studium und Berufstätigkeit häufe ich Bücher:Berge an. Selbige lese ich nicht konsequent „ab“. Die Menge an Wörtern zwischen Buch:Deckeln wiegt mich in der Sicherheit, genug zu haben, genug zu wissen.

Sobald ein neues wichtiges Thema in meinem Leben ankommt, erbaue ich Bücher:Berge. Am Gipfel des Wissens:Durst angelangt, schaue ich auf hastige Abkürzungen und riskante Sprünge zurück. Dabei wäre ich so gerne achtsam, konzentriert und diszipliniert auf den Wissens:Berg aufgestiegen.

Heute, genau heute morgen nistet sich ein neuer Gedanke ein: ich lese die vorhandenen Bücher „ab“! In meinem Besitz befindet sich ausgezeichnete, hochkarätige Fach:Literatur ebenso wie verheißungsvolle Romane. Heute, genau heute morgen beginne ich mit einer lustvollen-lesenden Wanderung durch meine vorhandene Papier:Wörter:Bücher:Welt.

Haushalts:ZEN 31 – mein Müsli

meine Sternen:Küche

Was man alles so frühstückt im Laufe des Lebens! Von mütterlicher Hand bestrichene Schulbrote zur vehementen Selbst:Kultur „Café+Kippe“ seien der beste Start in den Tag. Heutzutage reiht sich das Frühstücken in die Liste der Dinge ein, die mir „zuviel“ sind.

Nach langem „hin+her basteln“ bin ich zur Müsli:Esserin geworden. Dieses Müsli würde ich niemandem anbieten. Der Glaubens:Krieg um Körner und Flocken umtost die Tische. Mein Glücks:Rezept besteht aus einem Müsli mit MEINEN mir liebsten Zutaten, alles vermeintliche Gesunde, aber nicht Leckere konnte ich verbannen. Mein Tages:Müsli ist eine persönliche Angelegenheit.

Mit einem Pott Café und der Müslischale nehme ich auf meinem Lieblingssessel Platz, entzünde eine Kerze und schaue mir eine englische Serie im Orginal über Gartengestaltung an. Eine Drei:Viertel:Stunde steht meine Welt gemütlich still.

Haushalts:ZEN 30 – das rote Kleid

das rote Kleid

Lese über eine Frau, die ein Jahr lang ein blaues Kleid trägt. Sie besitzt 3 identische Kleider, um mal wechseln zu können. Sie macht es sich leicht.

Es erinnert mich an endlose Sommer:Tage. Kleidung, neudeutsch Outfit, ist nicht wichtig. Der Weg an den Strand ist von Bedeutung. Die Tage zu verprassen ist von Bedeutung. In den Abendhimmel zu tanzen ist von Bedeutung.

Ich finde den Ansatz, die Kleiderfragen radikal zu vereinfachen von großem Reiz.

Haushalts:ZEN 29 – Nähkästchen

meine Näh:Schachtel 2019

Als untalentierte Näherin besitze ich drei Nähkörbchen. Meine schulische Handarbeitslehre ist schwitzig und kratzig. Umgeschult von meiner begabten linken Hand soll ich mit der „mir falschen“ Hand rechts feine Näh- und Stopfarbeiten zaubern. Die Lehrerin hat ein Einsehen und ich darf 4 Jahre lang – unter beachtlicher Mühe – Topflappen häkeln. Mein Meisterinnenstück ist das Knopf:An:Nähen. Danach kommt lange nichts. Unter dem Deck:Mantel meiner Nähkörbe führe ich ein stilles Nicht:Näherinnen:Leben. Mein Vater schreinert mir einen Zieh:Kasten. Den fülle ich nicht mit Garn und Nadeln, sondern mit Steinen und Federn! In diesem Sommer gestatte ich mir das Entrümpeln der gesamten Näh:Angelegenheit. Ich verabschiede mich mit traurigen Augen von der Idee und Sehnsucht, eine Zauberin mit Stoff und Nadel zu sein. Dem folgen viele Knöpfe, Stoffrestchen, Garnspulen und Reißverschlüsse! Was als ärmer erscheint, ist mir eine große Leichtigkeit.Man kann eben nicht alles im Leben werden und zeitlebens das Werkzeug für eine ungelebte Idee von sich selber mitzuschleppen, zeugt nicht von großer Weisheit. Bei OLA/Wordpress habe ich diesen ganz anderen Blick auf ein Nähkästchen entdeckt:

Haushalts:ZEN 28 – Linkshändigkeit

Umschulungs:Schreib:Übungen

Eine Reihe Fachbücher, ein überquellender Ordner mit Fundstücken erzählen von meinen Forschungen zum Thema Linkshändigkeit. Die Linkshändigkeit ist ein Thema in meinen Berufs:Leben und Alltag.

Bloß, – möchte ich alles dazu aufbewahren, weil es ein Thema von Interesse ist? Was riskiere ich, wenn ich die Unterlagen z.B. weitergebe oder wegwerfe? Bei Dingen mit solch´emotionaler Nähe fällt es schwer zu entscheiden, was bleiben soll und was weg kann. Es ist manchmal, als würde ich einen warmen Mantel weggeben wollen und wüßte nicht, ob ich in der nächsten Kälteperiode genug Wärme haben werden. Es entzieht sich den Kriterien von „brauchen“ und „notwendig“ .

https://diamantwoerter.blog/2019/03/03/unbedingt-lesen/

Was ist los, wenn ich diese persönliche Fachliteratur nicht mehr besitze? Werde ich zum Thema noch Veranstaltungen machen oder eine Broschüre erstellen? Oder möchte ich das Thema als erledigt betrachten, als vollendet in meinem Leben und alles Materielle drumherum loslassen?

Materielles Fazit: drei Wochen ist die Frage in meinem Geist hin+her gewendet worden. Gestern treffe ich eine Entscheidung. Die Fach:Bücher verkaufe ich. Die kopierten Unterlagen sind in die Papiertonne gewandert. Einen Fach:Artikel habe ich weitergegeben.

Mentales Fazit: ich möchte nicht mehr zum Thema Links:Händigkeit/Umschulung/Rückschulung beruflich aktiv sein. Selber weiß ich mehr als genug.

Fazit des Fazits: das ist richtig schwierig gewesen und es liegt dem ein tiefer Abschied zugrunde. Es geht immer mehr weg als der Gegenstand, den man losgelassen hat.