von Hunden und ihren Leuten

Ein bäriges Zauberknäuel im Alter von 10 Wochen lag vor ca. 14 Jahren auf meinem Schoss. Und damit die Liebe. Jahrein, jahraus sind wir durch dick und dünn gegangen und haben manchen Ärger bewerkstelligt.

Vor ca. drei Jahren werden das inzwischen groß und alt gewordene Zauberknäuel und ich von drei freilaufenden deutschen Doggen überwältigt. In diesem Durcheinander gehe ich schnell verletzt zu Boden. Als ich das Zauberknäuel aufheulen höre, brülle ich vom Boden aus so energisch, dass einer der großen Hunde innehält. Um die Bühne frei zu machen für die Besitzerin und ihren Satz: „Die tun normalerweise nichts.“ Tja, unter einem schwarzen Hund liegend, während die zwei anderen des Rudels mein Zauberkäuel in die Mangel nehmen, – ich dachte, dass wir beide nicht heil aus der Situation herauskommen werden.

Das hat mich traumatisiert. Um dem Zauberknäuel Sicherheit zu geben, strenge ich mich fürchterlich an, lache und animiere zu Abenteuern und neuen Hunde-Freundschaften.

Das geht gut, bis gestern. Eine unserer Hunderunden-Stammstrecken, alles normal und vertraut. Völlig unerwartet springt ein nicht gesicherter belgischer Schäferhund aus einem Kastenwagen und ist in Sekundenschnelle an der Kehle vom Zauberknäuel. Und das Entsetzliche für mich ist: ich kann nur schreiend querfeldein laufen. Ich kann sie nicht verteidigen.

Zu meinem Glück sind andere dabei. Mein Mann fällt in dem Gefecht hin und bricht sich Elle und Speiche. Ich werde von einer Spaziergängerin „eingefangen“ und zurückgebracht.

So sind wir drei nun zuhause, Zauberknäuel ist unbeschadet, bloß verwirrt vom Durcheinander der vertrauten Abläufe. Ich kann nur weinen und der Ehemann hat einen dicken Gips um den Arm und muss operiert werden. Was nun? Ich konnte nicht für meine Liebsten da sein, … weil das erste Trauma direkt unter der Haut lag und mich quer durch einen Wald davon trieb.

Wie kann ich weiter auf schöne Hunderunden gehen? Wie kann ich meinen Liebsten Schutz gewährleisten? Heute habe ich darauf keine Antwort. Und noch viel weniger habe ich eine Antwort auf die Fahrlässigkeit von Anderen.



7 Kommentare zu „von Hunden und ihren Leuten

  1. Aufhebung

    Sein Unglück ausatmen können,
    tief ausatmen,
    so dass man wieder einatmen kann.
    Und vielleicht auch
    sein Unglück sagen können,
    in Worten, in wirklichen Worten,
    die zusammen hängen und Sinn haben,
    und die man selbst noch verstehen kann –
    und die vielleicht sogar irgendwer sonst versteht
    oder verstehen könnte.
    Und weinen können.
    Das wäre schon fast wieder Glück.

    Erich Fried

    Weil ich grad so gern seine Gedichte lese, mag dieses vielleicht ein Trost für dich sein, durch die Verbundenheit.

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  2. Ja, das ist echt schlimm und man kann über unverantwortliche Hundebesitzer nur den Kopf schütteln. Jeder größere Hund kann zu einer Waffe mutieren; es sind eben die Instinkte, die man nicht einmal bei Hunden unterschätzen sollte. Leider tun das immer noch viele; man liest of genug in Zeitungsberichten darüber.

    Und das Gefühl, nicht helfen zu können ist auch ein extrem schlimmes, man will sein eigenes Hunderl auf keinen Fall im Stich lassen, sondern ihm helfen. Wenn man dazu nicht in der Lage ist, kommen sofort Schuldgefühle hoch, mit denen man noch länger zu kämpfen hat.

    Die gute Nachricht dabei ist: Hunde, Katzen sind nicht besonders nachtragend (viell. schmollen sie eine Weile, aber dann ist es gut), und wenn man mit ihnen spricht, sie mit sanfter Stimme nachher tröstet und erklärt, was los gewesen ist, dann hören sie einem zu und man hat das Gefühl, sie würden jedes Wort verstehen.
    Ich selbst habe zwar keinen Hund, aber zwei Katzen und auch wenn es komisch oder lächerlich klingt, ich spreche oft mit ihnen, erkläre irgendetwas oder Ähnliches. Aber ich denke das gehört dazu, denn Haustiere gelten für viele Menschen als Familienmitglied; man wächst im Laufe der Zeit zusammen.

    Also ich kann deine Empfindung voll und ganz nachvollziehen – aber lass dir Zeit und setz dich nicht unter Druck. Es wird schon wieder besser werden.

    Gute Besserung und liebe Grüße
    Sella

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  3. Furchtbar!
    Wir wurden auch schon angegriffen und ein großer Hund hat unseren Kleinen geschüttelt wie ein Kaninchen.
    GsD ist nichts passiert. Ich gehe nur noch Wege, wo es ganz wenige Hunde gibt. Traurig, nach 50 Jahren mit Hunden.
    Es tut mir sehr leid, dass du dich von deinem Zauberhund verabschieden musstest.
    Ich las es in deinem letzten Beitrag.:(

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